Tradition

Felix StoffelDie in Arbon am Bodensee bereits im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnte Familie Stoffel verfügt über eine lange unternehmerische Tradition.

Zunächst als Politiker, Beamte und Militärs tätig, wurden ihre Nachkommen ab dem 18. Jahrhundert Handwerker, Händler und Fabrikanten, insbesondere für Textilien.

Franz Xaver Stoffel (Senior) eröffnete 1795 ein Textilhandelsgeschäft und erwarb 1807 das Schloss Arbon. Zusammen mit seinen Söhnen Franz Xaver (Junior) und Severin Stoffel richtete er dort eine Seidenbandweberei ein. In dieser waren während gut hundert Jahren stets rund zweihundert Mitarbeiter beschäftigt.
Dessen Sohn Beat Stoffel gründete 1888 das Textilunternehmen Stoffel & Co. in St. Gallen. Firmenzentrale wurde das bekannte Washington-Haus beim Hauptbahnhof. Nach dem ersten Weltkrieg konzentrierte sich die Fabrikation auf Gewebe-Veredelung und man begann mit der Produktion künstlicher Textilfasern.
Sein Sohn Max Stoffel übernahm das Geschäft in der schwierigen Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Aus dieser Not heraus entwickelten sich zahlreiche innovative Produkte, wie etwa die einst überall auf der Welt beliebten ‚Stoffel-Tüchli‘. Er baute die Firma konsequent zur Stoffel AG aus, um sie in ihrer Blüte 1965 an das damals weltgrösste amerikanische Textilunternehmen Burlington zu veräussern.

Max Stoffels Sohn, Patrick Stoffel, war für die Verkaufs-Abwicklung und die Einführung des neuen Managements zuständig. Gegen Ende der 60iger Jahre gründete er zusammen mit dem St. Galler Textilhaus Fischbacher die Fisba-Stoffels Taschentuch AG und leitete diese während zwei Jahrzehnten. Daraufhin vertrieb er über die Patrick Stoffel Fashion AG modische Textilien aller Art.
Gleichzeitig eröffnete er die namhafte Galerie ‚Weidenhof‘ in Steinach, in welcher zahlreiche arrivierte Künstler (wie etwa Max Bill) ausgestellt wurden. Ab den 90iger Jahren begründete er die Patrick Stoffel Collection, um künstlerische Aspekte mit den handwerklichen des Textilwesens zu vereinen. In dem Zusammenhang entstanden limitierte Auflagen aufwändig gefertigter Kunsttücher (so bspw. mit den Künstlern Piero Dorazio, Giuseppe Santomaso oder Günther Uecker, sowie mit dem Schriftsteller Eugène Ionesco).

Die Kunst und das Kunsthandwerk gewannen seither für die Familie zunehmend an Bedeutung. Dies nicht zuletzt unter dem Einfluss von Beatrix Stoffel-Dunkel, der Gattin von Patrick Stoffel, die einem künstlerisch-intellektuellen Umfeld entstammt (ihr Vater war der Maler und ehemalige Professor für Architektur an der ETH Zürich, William Dunkel).
Der jüngere Sohn Urs Stoffel führte zunächst eine familieneigene Modeschmuckfirma in Baden-Baden und arbeitete viele Jahre als Eisenplastiker. Die Tochter Tatjana Stoffel wurde in die Kunsttücher-Produktion miteingebunden und ist heute als Künstlerin und Kunst-Therapeutin tätig.

Der älteste Sohn, der Kommunikationsanalytiker und Künstlerphilosoph Felix Stoffel, führt diese Tradition nun in der sechsten Generation mit der Gründung einer Tafelbild-Manufaktur in Hamburg weiter.

Die Liebe zu schönen und beständigen Dingen wird demnach seit langer Zeit gepflegt und auch im neuen Jahrtausend nicht nur erhalten, sondern weiter entwickelt.

Quellen: Geschichten erzählen Geschichte, Hans Geisser, Museumsgesellschaft Arbon. Historisches Lexikon der Schweiz, Bern.